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"Ich wollte herausfinden, was die Bibel sagt"

"Ich betrachtete mich als Agnostiker. Ich habe mich nicht getraut zu sagen, dass ich glaube. Ich dachte bei mir: Wenn ich jemanden treffe, der mir mehr über den christlichen Glauben erzählen kann, werde ich dafür offen sein”, so beginnt Andrea ihre Geschichte. Die Italienerin wuchs in einer römisch-katholischen Gemeinde auf und lebt heute mit ihrem Mann Corné in einem alten Pfarrhaus auf der Insel Tholen.

Ausgestiegen

Bis sie 15 Jahre alt war, besuchte Andrea jede Woche die Messe. "Nach der Firmung, einer Art Glaubensbekenntnis, ist man sozusagen nicht mehr verpflichtet, in die Kirche zu gehen. Die Katechese ist dann beendet. Viele junge Leute in Italien warten auf diesen Moment, um danach nicht mehr in die Kirche zu gehen. Ich bin der Masse gefolgt."

Aus Gewohnheit in die Messe gehen

"Ich wusste eigentlich fast nichts über die Bibel", so blickt Andrea auf die Katechesezeit zurück. "Man erzählte mir wohl ein paar Geschichten, aber die waren ein bisschen romantisiert. Es ging hauptsächlich um Moralität, Gutes für andere, die Welt und sich selbst zu tun. Aber nimm zum Beispiel die Geschichte von Samson, die kannte ich gar nicht”. Für Andrea war der Kirchenbesuch eine Gewohnheit. "Ich erinnere mich daran, dass ich sonntags früh aus dem Bett musste, um zur Katechese und dann zur Messe zu gehen. Wir mussten das einfach tun. Jeder hat das. Das ist ein Teil unserer italienischen Kultur."

Eine offene Bibel

Als sie etwa 10 Jahre alt war, nahmen sie und ihre Eltern am Neokatechumenalen Weg teil, was laut Andrea etwas ganz anderes ist als die "normale" römisch-katholische Messe. Leute kamen zusammen, um die Bibel zu lesen, es gab Aufmerksamkeit für die Kinder  und die Eucharistie wurde gemeinsam gefeiert". Das Familiengefühl war für mich etwas ganz Besonderes, so etwas hatte ich zuvor noch nicht erlebt”. Die Bibel wurde geöffnet, aber "es ging wirklich um mich".

Von Dante zur Bibel

Als sie ihr Staatsexamen absolviert hatte, schlug sie zum ersten Mal selbst die Bibel auf. Im letzten Jahr ihres Studiums hatte Andrea nämlich Das Paradies aus der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri studiert. "Das Buch hat eine tiefe spirituelle Ladung. Es beschäftigte sich mit Fragen wie: Wer ist Gott? Wer sind wir für Gott?" Für Andrea war das Buch "ein Ansporn", die Bibel zu öffnen. "Ich wollte herausfinden, was sie wirklich sagt."

Eine neue Bibel in Gent

Nach der weiterführenden Schule studierte Andrea Klarinette am Konservatorium in Gent. Dort lernte sie Corné kennen. Er studierte Orgel und gemeinsam verfolgten sie die theoretischen Fächer. In den Fluren entstanden Gespräche über den Glauben und Corné schenkte ihr eine Bibel. "Gott wirkte schon damals in mir, das begann schon, als ich in Italien zum ersten Mal eine Bibel gekauft hatte. Aber er hat Corné geschickt, um sein Werk zu vollenden", so sieht sie jetzt. Außerdem hatte sie in Gent christliche Freundinnen kennengelernt, die in die Kirche gingen. Gemeinsam mit Corné begann sie, die Bibel zu lesen, wobei er die Führung übernahm. “Wenn ich allein war, dann tat ich das nicht", so gesteht sie ehrlich.

Krise in der Corona-Zeit

Das änderte sich, als Corné Belgien während des Lockdowns verlassen musste. Er erinnert sich an diese Zeit: "Es dauerte fast zwei Monate, bevor ich nach Gent zurückkehren konnte. In dieser Zeit war Andrea dort in einem kleinen Raum eingesperrt". Andrea fügt hinzu: "Ich war ganz allein. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde ich ein bisschen verzweifelt. Dann sagte Corné, ich solle die Bibel aufschlagen. Dasa war der Moment, der ihr Leben radikal veränderte, so Andrea. "Ich fing an, die Bibel zu lesen und zum ersten Mal wirklich zu Gott zu beten." Für Corné kam diese Wendung nicht unerwartet. "Mir fiel bei Andrea von Anfang an schon eine Offenheit auf und hatte auch Vertrauen darin, dass Gott dies geschaffen hatte und damit weitergehen würde”.

In die Niederlande

In der Zwischenzeit hatten Corné und Andrea eine Beziehung begonnen und entschieden sie sich zusammen die Gottesdienste der Evangelisation der Christlichen Reformierten Kirche in Gent zu besuchen. Andrea sieht mit warmen Gefühlen darauf zurück: “Es war eine Gemeinschaft, wie eine Familie. Das war für mich als Katholikin ganz besonders”. Beide absolvierten das Konservatoriumsstudium, Corné kehrte nach Sint-Maartensdijk zurück. Durch den plötzlichen Einkommensverlust musste Andrea Gent verlassen und zog vorübergehend bei der Familie von Corné ein. Zusammen bekannten sie ihren Glauben und schlossen den Bund fürs Leben. Seitdem wohnen sie in einem alten Pfarrhaus der Dorfkirche gegenüber und beabsichtigen Wohnzimmerkonzerte zu geben. Denn es ist die Musik, die sie als Erste zusammenbrachte.

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